M1 Townhouse, Freiburg Vauban
Barkow Leibinger

Mit dem Stadt­haus M1 verwirklicht das Ber­liner Archi­tektur­büro Barkow Lei­binger 2013 für die Green City Frei­burg ein Modell­projekt. Räumlich markiert das Gebäude-Paar den Eingang des Stadt­teils Vauban. Und zugleich verkörpert es dessen ökologisches Programm: Passivhaus-Standard, grünes Engagement, erneuerbare Energien. Die Stahlbeton-Skelettkonstruktion ist mit Weißtannenholz verschalt und wird an ihrer Südseite von einer grünen Fassade belebt.

Address/Directions

Stadthaus M1
Paula-Moder­sohn-Platz 5
79100 Frei­burg im Breisgau
Directions

Wandelnde Wohnformen

Auch Städte sind schützenswerte Lebens­räume und als solche Gegenstand umwelt­politischer Fragen. Wie können sie zukunftsfähig, ökologisch tragbar, langfristig lebenswert, technologisch auf Höhe der Zeit und sozial inklusiv gestaltet werden? Darauf antwortet das Ber­liner Archi­tektur­büro Barkow Lei­binger 2013 mit dem Stadthaus M1.

Ihr Projekt ist ein Ensemble aus zwei Gebäuden im Bravour-Quartier der Nied­rig­energie-Wohn­stan­dards und Pas­siv­häuser. Eines der Gebäude beherbergt das erste Inte­gra­tive Hotel Frei­burgs, das andere Wohn- und Geschäftsräume geho­bener Aus­stat­tung. Zwischen ihnen liegt öffentlicher Raum: Seite an Seite flankieren und reaktivieren sie den bestehenden Weg zur Tram. Ihren Vor­platz beleben drei Geschäfte.

Beide Gebäude sind Stahl­be­ton-Ske­lett­konstruktionen. Vor­ge­fer­tigte Holz­rahmenbau-­Ele­mente bilden die ausfachenden Wände. Nordseitig gliedern vertikal verlaufende Zedernholz-­Finnen die Holz­verschalung aus Weiß­tanne. Südseitig bilden Baukörper und Natur eine wach­sende Ver­bin­dung. Denn: Die Low-Tech-Fassade lebt. Wisterien, Schlingknöterich, Rosen und andere bewässerte Kletter­pflanzen umranken bis zur Dach­kante gespannte Stahl­seile. Sie tragen zur Beschattung der Räume und zur Regulierung der Innen­temperaturen bei, unterstützen die Luft­reinigung, dämpfen Lärm. Auf dieser Basis vereint das Stadt­haus M1 zeitgemäße technische Standards in den Bereichen Konstruktion, Fassaden­planung und thermische Versorgung zu einem energetisch vorausschauenden Gesamt­konzept.

Vom Sonnenkönig zum Solarpaneel

Die städte­bauliche Entwicklung von Vauban beginnt 1994 auf dem Gelände der ehemaligen französischen Kaserne. Mit der Namens­gebung ‚Vauban‘ erinnert das französische Militär beim Einzug in die ursprüngliche Wehrmachts­kaserne an andere Zeiten französischer Besatzung in Freiburg: Sébastien Le Prestre de Vauban ist als Festungs­bau­meister im 17. Jahrhundert unter Ludwig XIV. aktiv und befestigt unter anderem auch Freiburg. Zur barocken Festungs­architektur als Massiv­bauweise par excellence geht das Architekturbüro Barkow Lei­binger auf Distanz: Es realisiert eine Leichtbau-Konstruktion.

Zusammen mit der gedämmten Fassade tragen drei­fach ver­glaste Iso­lier­fenster und aktiver Son­nen­schutz zur Temperatur­-Regulierung bei. Die Richt­werte der Ener­gie­spar­-Ver­ord­nung können in dieser Kombination deutlich unter­schritten werden. Das ört­liche Heiz­kraft­werk für Holz­hack­schnitzel wird zur wei­teren Behei­zung und Trink­was­se­r-Er­wär­mung hin­zu­ge­zogen. Pho­to­vol­taik-Paneele auf dem gedämmten Beton­dach krönen das aus­ge­klü­gelte Ener­giekon­zept.

Im Kopf­bau hat das Green City Hotel Vauban seinen Sitz. Das Drei-Sterne-Hotel wird von einem gemein­nüt­zigen Verein als Inte­gra­ti­ons­be­trieb geführt – auch Menschen mit Behinderung arbeiten mit. Ebenerdig befinden sich Lobby, Empfang, Früh­stücks­raum, Kon­fe­renz­be­reich, auf den oberen Etagen 48 Zimmer und eine Suite. Nebenan erstreckt sich das größere Wohn- und Geschäfts­gebäude mit Vier- und Fünf-Zim­mer­-Woh­nungen, einer Mai­so­nette- und einer Dach­ge­schoss­-Woh­nung.

Dynamik und Leben­dig­keit prägen das Erschei­nungs­bild des M1. Die grüne Fassade und auch die Nutzung vom dauerhaften Stadt­wohnen bis zum kurzzeitigen Hotel­aufenthalt zeugen von Verwurzelung und Transit. Das Kommen und Gehen macht der Türdrücker FSB 1108 umstandslos mit. Hartmut Weise untersucht für seinen Entwurf universale Klas­si­ker: das Frank­furter Modell und den Witt­gen­stein-Griff. Sein Fazit: „unprä­ten­tiöser Auf­tritt“. Er entwirft sein Mo­dell in den 1990er-Jahren als schlichten ergo­no­mi­schen Rundstab-Tür­drü­cker. In Vauban kommt ein elek­tro­ni­sches Zutritts­ma­nage­ment-­Sys­tem hinzu: Karte vor­halten, Entriegelung abwarten, dann sachte die Klinke drücken. So bedenkt das Modell auch Personen mit greifmotorischen Einschränkungen oder schwerem Gepäck. Wie prompt und zuverlässig Türen sich öffnen und schließen, wirkt wieder auf die Qualität des ökologischen Konzepts zurück. Voll­blatt-, Glas-, Rahmen- und Außen­türen des Stadt­hauses setzen als Teile des Zutritts­systems das Design durchgängig fort.

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